Abtransportiert

JOEST installiert 31 m lange Schwingförderrinne für Verbrennungsschlacken

Das Dülmener Unternehmen JÖST GmbH + Co. KG lieferte und installierte 2023 eine 31 m lange massenkompensierte Resonanzschwingförderrinne. Die Förderrinne nimmt die abrasive Schlacke aus der Müllverbrennung auf und fördert sie weiter in Richtung Schlackebunker.

Die JOEST group ist ein international tätiges Unternehmen mit über 100 Jahren Erfahrung, das sich auf die Entwicklung und Herstellung innovativer Lösungen im Bereich der Schüttgut- und Prozesstechnik in nahezu allen Industriezweigen spezialisiert hat. Mit zwölf Tochtergesellschaften weltweit und zahlreichen Vertretungen ist die JOEST group den ständig steigenden Marktanforderungen immer einen Schritt voraus.

Die massenkompensierte Resonanzschwingförderrinne von JOEST

JOEST Zweimassenresonanzförderrinnen dienen allgemein zur Förderung von Schüttgütern und Stückgütern über längere Förderstrecken. Ein schwingfähiges System, das aus Trogmasse und den Arbeitsfedern sowie aktiven Schwingungstilgern in regelmäßigen Abständen besteht, wird mit einem Excenterschubkurbeltrieb subresonant erregt. Mit diesem System sind große Schwingweiten möglich, die hohe Förderleistungen ermöglichen. Da die dynamischen Rückstellkräfte der Arbeitsfedern beim aktiv massenkompensierten System von den Schwingungstilgern weitgehend kompensiert werden, sind die auf den Unterbau übertragenen Schwingungen gering. Diese Tatsache und die geringen Vertikalbeschleunigungswerten von unter 1 g – dadurch hebt das Fördergut beim Förderprozess nicht ab – sorgen für einen geräuscharmen und schonenden Transport der Schüttgüter.

Transport von Müllverbrennungsschlacke

Am Standort Roosendaal in den Niederlanden der PreZeroEnergy werden 1000 t/d Gewerbe- und Hausmüll, der nicht wieder aufbereitet werden kann, verbrannt und in Energie oder Wärme umgewandelt. Von dem 100 t/h auf zwei Verbrennungslinien aufgegebenen Abfall bleiben ca. 25 t/h Schlacke übrig.

Aufgrund der Inhomogenität und der großen Bandbreite der Haus- und Gewerbeabfälle können dabei einzelne Stückgrößen bis zu einer Kantlänge von 1000 mm und einem Gewicht von 200 kg enthalten sein. Die Schlacke zeichnet sich unter anderem durch hohe Abrasivität und chemische Aggressivität aus, was eine hohe Anforderung an die nachfolgenden Maschinen stellt. Vom Plattenbandförderer gelangt die Schlacke auf die massenkompensierte Resonanzschwingförderrinne der Firma JOEST.

Referenzprojekt bei PreZero Energy in Roosendaal/Niederlande

Zur Lagerung und der weiteren Aufbereitung der Schlacke durch Drittunternehmen zu Baustoffen oder Metallrohstoffen muss die Schlacke abgefördert und vorsepariert werden. Für diese Aufgabenstellung hat die Firma JOEST ihre einzigartige und bewährte massenkompensierte Resonanzschwingförderrinne installiert. Die Besonderheit dieses Maschinentyps liegt in der Eigenkompensation der dynamischen Rückstellkräfte, die sich durch die Schwingbewegungen des Troges entgegen der Gegenmasse ergeben. Die daraus entstehenden Vorteile sind geringere dynamische Lasten. Darüber hinaus können durch standardisierte Zusatzelemente weitere Prozessschritte, wie hier die Grobteilabtrennung, kombiniert werden. Anschließend wird das Material im Schlackebunker zum Antransport gelagert.

Durch den Betrieb nahe der Eigenresonanz kommt diese Systemlösung im Vergleich zu herkömmlichen Technologien mit einem deutlich geringen Energiebedarf aus. Schwingförderrinnen dieser Art werden von JOEST seit vielen Jahren weltweit in Müllverbrennungsanlagen und anderen Branchen erfolgreich eingesetzt. Die Schwingförderrinne für die PreZero Anlage ist 31 m lang und besitzt einen 1,4 m breiten austauschbaren Fördertrog aus verschleißfestem Sonderstahl. Um die Mitarbeiter und die Gebäudestruktur sowie Anlagentechnik vor schädlichen Emissionen in Form von Stäuben und Dämpfen zu schützen, ist eine geschlossene und staubdichte mitschwingende Haube verbaut worden. Dabei wurde ein neuartiges Verfahren genutzt. Die Abdeckhaubensegmente wurden nicht verschweißt, wie sonst üblich, sondern geklebt. Das hat den Vorteil, dass sich die Bauzeit deutlich verringert und die Hauben ein geringeres Gewicht auf die Waage bringen, was sich wiederum positiv auf den Energieverbrauch der Förderlinie auswirkt. Zur Separation einzelner großer zumeist Metallteile wurde ein verstellbarer Grobabscheider am Ende der Förderstrecke integriert. Zur weiteren Optimierung der Standzeit einzelner Verschleißteile wurden einzelne Komponenten individuell verstärkt ausgeführt.

Eine weitere Herausforderung stellten die baulichen Gegebenheiten da. Die Förderanlage musste in die bereits bestehende Infrastruktur angepasst werden, was z. T. Millimeterarbeit darstellte. Um den benötigten Platz zu schaffen, wurden dafür z. B. massive Auflagepfeiler gekürzt. Um den Wartungsaufwand weiter zu reduzieren und um sicherzustellen, dass die Maschine durchgehend mit den optimalen Parametern betrieben werden kann, wurde seitens JOEST eine intelligente Schwingweitenregelung eingesetzt.

Für die Zukunft gerüstet

Aufgrund schwankender Müllzusammensetzungen und sich dadurch ändernden Aufgabemengen kann das System automatisch anhand der aufgenommenen Daten die Prozessparameter optimieren. Somit bleibt PreZero Energy auch in der Zukunft, z. B. für eine derzeit bereits geplante Erhöhung der Ofenkapazität, flexibel. Die Auslieferung erfolgte Mitte 2023, für die Demontage der alten Rinne und die Montage und Inbetriebnahme der neuen Anlage zeichnete sich ebenfalls  JOEST verantwortlich. PreZero Energy schloss außerdem einen mehrjährigen Wartungsvertrag inklusive intervallmäßiger Inspektionen mit JOEST ab. Roy Sallet, Maintanance Manager bei PreZero Energy am Standort in Roosendaal, ist begeistert über die neue Anlage: „Wir sind sehr zufrieden mit dem neu installierten Resonanzschwingförderrinne, das letzte war schon in die Jahre gekommen und wies immer wieder Fehlfunktionen auf. Die Neuanschaffung ist eine wirkliche Verbesserung für unsere Produktion. Außerdem lässt es uns die Chance auf einen zukünftigen Ausbau der Kapazität unserer Müllverbrennungsanlage.“ Warum gerade die Anlage bei JOEST in Auftrag gegeben wurde, beantwortet Sallet wie folgt: „Bei PreZero Energy sind bereits an anderen Standorten Maschinen von JOEST in Betrieb. Die Erfahrungen waren so gut, dass wir uns hier auch für eine Anlage von JOEST entschieden haben.“

www.joest.com

www.prezero.com

PreZero Energy

Das Unternehmen PreZero Energy hat sich die Aufgabe gestellt, den Verbrauch der natürlichen Ressourcen zu verringern, Abfall zu vermeiden und die Zukunft mit nachhaltigen und effizienten Lösungen zu gestalten. „Null Abfall, 100 % Wertstoff“ – so das Motto des Unternehmens. An über 430 Standorten auf zwei Kontinenten stellt sich PreZero Energy in Europa und den USA täglich der Aufgabe, neuartige Lösungen zu entwickeln, mit denen Kreisläufe geschlossen werden können und so Ressourcen geschont und CO2-Emmission reduziert werden.

Am niederländischen Standort Roosendaal der PreZero Energy werden Abfallströme, die nicht für das Recycling geeignet sind, in nachhaltige Energie umgewandelt. Die in der Müllverbrennungsanlage erzeugte Energie wird direkt ins Netz eingespeist. Darüber hinaus wird die Wärme aus der Anlage an den nahe gelegenen Gewächshausanbau und eine neue Wohnsiedlung in Roosendaal geliefert. PreZero Energy begrenzt die Emissionen weit unter den staatlichen Standards. Um das zu erreichen, werden Verbrennungstemperaturen im Ofenraum von mindestens 850 °C gefahren. Außerdem wird die Abluft mit Hilfe von Wäschern und Entstaubungsanlagen gereinigt.

PreZero Energy deckt den Energiebedarf von 80 000 Haushalten ab und kann jährlich den Abfall von mehr als 1 900 000 Bürgern verarbeiten. Nicht weniger als 53 % des von PreZero Energy gelieferten Stroms trägt ein grünes Label.

Der Standort Roosendaal wurde 2011 errichtet und ging 2012 in Betrieb, damals noch unter dem Eigner SITA (Suez). 2019 ging die Müllverbrennungsanlage an die PreZero Energy über. Heute werden hier 1000 t/d Gewerbe- und Hausmüll, der nicht wieder aufbereitet werden kann, verbrannt und in Energie oder Wärme umgewandelt.

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