Die grüne Idee in die Tat umsetzen

Kühler-Abreinigung ohne Stillstandszeiten

Südlich von Stuttgart und unweit der Burg Hohenzollern hat der Familienbetrieb Korn Recycling GmbH in Albstadt seinen Hauptsitz. In zweiter Generation werden hier Abfälle aus Industrie, Handel und Gewerbe, aber auch kommunaler Sperrmüll gesammelt und recycelt. Hervorgegangen ist die Korn Recycling aus einem Brennstoffhandel- und Fuhrunternehmen, das bereits vom Großvater gegründet wurde. 2018 feierte die Firma Korn Recycling ihr 40-jähriges Jubiläum.

Mit Blick auf die Abfälle, die damals in Containern und Mulden abgeholt wurden, entstand die Idee eines eigenständigen Recyclingbetriebs. Aus den sortenrein angelieferten Abfällen werden Sekundärrohstoffe generiert. Gemischte Abfälle werden auf der hochmodernen Abfallsortieranlage sortiert und schadstoffentfrachtet. Aus den nicht stofflich recycelbaren Anteilen werden hochkalorische Ersatzbrennstoffe (EBS) hergestellt, die in der Kraft- bzw. Zementwerksindustrie fossile Brennstoffe ersetzen.

Um so weit zu kommen, war viel Innovationskraft und noch mehr Mut erforderlich. Ende der 1990er Jahre arbeitet die Korn GmbH schon als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb mit 16 Mitarbeitern. Erste Sortierungen erfolgen händisch als Bodensortierung mit Umschlagmaschinen. Da die Anforderungen an die Recyclingindustrie ständig wuchsen, dachte Geschäftsführer Alexander Korn über eine automatische Sortierung der eingehenden Gewerbe- und Baustellenabfälle nach.

2002 wurde mit der Produktion von Ersatzbrennstoffen begonnen. 2005, mit der Umsetzung der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASI), wurde die erste Sortieranlage in Betrieb genommen. 2008 erfolgte der Neubau einer der modernsten Abfallsortier- und EBS-Aufbereitungsanlagen.

Nach einem dramatischen Brand im Jahre 2009, bei dem die gesamte Sortieranlage den Flammen zum Opfer fiel, konnte schon Ende 2010 eine neue Sortier- und Ersatzbrennstoffaufbereitungsanlage in Betrieb genommen werden. Diese Anlage beinhaltet 6 große Zerkleinerer, Zickzacksichter, Mikrosichter, unterschiedliche Siebanlagen, ein Induktionssortiersystem, 2 Röntgensortier- sowie 10 Nahinfrarot-Sortieranlagen. Natürlich steckt sehr viel Knowhow in der Planung bzw. im Betrieb der Anlagen selbst.

Zur Qualitätssicherung besitzt die Firma Korn ein eigenes Labor zur permanenten Eigenüberwachung. So können von angelieferten Abfallströmen, als auch von den recycelten Produkten die Parameter Brennwert, Chlorgehalt und Feuchte bestimmt werden. Zusätzliche Analysengeräte, wie z.B. ein Röntgenfluoreszenz-Analysator, erlauben die Bestimmung der Schwermetalle.

Es werden bei Korn aber auch andere Abfälle wie z.B. Papier, Pappe, Karton, Kunststoffe, Schrotte und Metalle, Altholz, Reifen oder mineralische Abfälle sortiert, verpresst oder zerkleinert und an entsprechende Abnehmer vermarktet. Außerdem kann man bei der Korn Recycling auch zertifiziert Akten vernichten lassen.

Heute betreibt Korn Recycling 5 Standorte mit insgesamt knapp 200 Mitarbeitern. Zusätzlich zu den Recyclingbetrieben führt das Unternehmen weitere Dienstleistungen wie z.B. den Winter- und Kehrdienst aus. Auch gehört eine Spedition zum Unternehmen – die KORN REKOTRANS. Sie ermöglicht internationale und nationale Speditionsleistungen.

Alexander Korn ist es aber immer wichtig gewesen, neue zukunftsweisende Techniken auszuprobieren und in den Produktionsprozess zu integrieren. So hat Korn an dem Projekt „Stoffstromorientierte Lösungsansätze für eine hochwertige Verwertung von gemischten gewerblichen Siedlungsabfällen“ teilgenommen, welches vom Bundesumweltamt in Auftrag gegeben wurde.

„Auch bei der Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung sind wir ganz vorn mit dabei“, so Alexander Korn. Bereits auf der Hannover Messe 2013, sagte Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, in einem persönlichen Gespräch anerkennend: „Es freut mich, dass Sie die grüne Idee in die Tat umsetzen.“

Ein Projekt, bei dem eine innovative Lösung gesucht wurde, war die Abreinigung der Fahrzeugkühler in den Hallen, in denen staubende Güter umgeschlagen, d.h. mit Umschlagmaschinen zu den entsprechenden Anlagen gefahren werden müssen. „Wir waren relativ verzweifelt. Der Kollege musste 2 mal in der Stunde die Maschine abstellen, musste raus und mit Druckluft den Kühler reinigen, sonst hätte sich die Maschine überhitzt“, erzählte Alexander Korn. Von einem Händler kam dann der Tipp, dass die Cleanfix Umschalt-Ventilatoren die Lösung sein könnten.

Das Problem ist der Staub, der sich bei extremen Arbeitsbedingungen, wie dem Materialumschlag im Recyclingbereich, in den Lüftungs- und Kühlsystemen festsetzt.  Ventilatoren, die zum Ausblasen lediglich ihre Drehrichtung wechseln, sind nur eine unzureichende Lösung. Der Luftstrom wird mit der falschen Profilseite des Ventilatorblattes erzeugt. Es fehlt Druck für eine gründliche Reinigung, nach und nach setzen sich die Lüftungsspalte bzw. die Kühlerroste zu. Daraus folgt die Überhitzung von Motor, Getriebe und Hydraulik. Das kann hohe Kosten verursachen.

Demgegenüber lassen sich bei den Cleanfix Umschalt-Ventilatoren der Hägele GmbH die Flügel um die eigene Achse drehen, über die Querstellung hinaus bis fast zur 180 Grad-Stellung. Der  Ventilator läuft in voller Drehzahl auch im Reinigungsprozess weiter, durch das schlagartige Umschalten des Luftstroms wird das angesetzte Material vom Kühler gelöst und nach außen geblasen.

Der Grund für die herausragende Effektivität der Abreinigung: Durch das Verdrehen der Flügel im Reinigungsprozess wird die Luft durch die richtige Profilseite der Ventilatorblätter nach außen „geschaufelt“ – der erzeugte hohe Luftdruck sorgt für eine sehr effiziente Kühlung und eine ebensolche Abreinigung von Ansaugsieb und Kühler.

Beim Umstellen über die Querstellung wirken hohe Kräfte auf die Ventilatorflügel, doch genau das Umstellen bringt den Vorteil. Durch die großen Kräfte muss man auch das richtige Material für die Flügel und die Mechanik haben, da war Innovationsgeist und Mut gefragt. Inzwischen sind schon mehr als 100 000 Cleanfix verkauft worden, die weltweite Jahresproduktion liegt bei ca. 10 000 Stück pro Jahr.

Mit Alexander Korn, Geschäftsführer der Korn Recyc-ling GmbH und Steffen Hägele, Geschäftsleitung der Hägele GmbH sprach Dr. Petra Strunk, Chefredakteurin der recovery, über den Entwicklungsweg des Cleanfix und den fruchtbaren Austausch während der langen Kundenbeziehung zur Korn Recycling GmbH.

recovery: Wie ist die Idee zum Bau eines solchen Ventilators entstanden?

Steffen Hägele: Den ersten Cleanfix hat mein Vater entwickelt. Er kam aus dem Landmaschinenbau und -handel. Die Kunden kamen auf ihn zu, weil die Kühler immer wieder verschmutzten und das Reinigen viel Zeit in Anspruch nahm. Daraufhin entwickelte er den ersten verstellbaren Ventilator. Der Cleanfix war geboren. 1998 wurde das System zum Patent angemeldet.

recovery: Seitdem hat sich der Cleanfix weiterentwickelt?

Steffen Hägele: Viel Entwicklungsarbeit und eine gehörige Portion Mut für den Maschinenbauer war notwendig. Anfangs hat vieles nicht so funktioniert, wie es sollte. Die Ventilatorblätter waren zu Beginn aus Blech und lösten sich. In dieser Zeit brauchte es auch Kunden, die diese Entwicklung mit begleiteten und auch ein wenig risikofreudig waren, aber das Potential dieser neuen Technik erkannten. So ein Partner war bspw. die Firma Korn.

Alexander Korn: Durch den Tipp eines Händlers sind wir zur Firma Hägele gekommen. Wir waren schon Kunde, als die Entwicklung noch relativ neu war. Das System hatte durchaus noch Kinderkrankheiten, aber Hägele ist sehr offen damit umgegangen und hat sich sofort um alles gekümmert. Das hat Vertrauen geschaffen.

Steffen Hägele: Heute nutzen wir bspw. für die Ventilatorblätter zum großen Teil glasfaserverstärkte Kunststoffe, die jeweilige Zusammensetzung der Blätter ist auch vom Einsatzgebiet abhängig – die können auch einzeln mit Hilfe eines Reparatursets ausgetauscht werden.

Auf Wunsch verfügen die modernen Cleanfix Ventilatoren darüber hinaus über eine Kühlleistungsanpassung. Durch die Winkelverstellung der Flügelblätter (thermo‑mechanisch oder elektronisch), wird nur so viel Luft angezogen wie nötig. So werden je nach Einsatz und Kraftbedarf Leistungsreserven freigesetzt oder auch eingespart, was die Gesamteffizienz des Fahrzeugs deutlich erhöht.

recovery: Herr Korn, warum haben Sie nach einer Alternative zu den herkömmlichen Ventilatoren in den Kühlern der Umschlagmaschinen gesucht?

Alexander Korn: Das herkömmliche System sieht so aus, dass jemand manuell mit dem Hochdruckreiniger den Kühler ausbläst, dazu muss die Maschine abgestellt werden, das kostet Zeit und Kraftstoff. Natürlich kann es auch beim Cleanfix zum Zusetzen des Kühlers kommen, aber unserer Erfahrung nach passiert das 10-mal weniger. Wichtig für die Abreinigung ist der Anfangsimpuls, der beim Cleanfix im vollen Betrieb erfolgt, wenn stattdessen der herkömmliche Ventilator erst angehalten wird und dann wieder in entgegengesetzter Richtung anläuft, bekommt man nicht alles weg und der Kühler setzt sich zu.

recovery: Wie kompliziert ist es, den Cleanfix zu bedienen?

Steffen Hägele: Die Abreinigung erfolgt ganz automatisch. Über einen Timer wird ein Zyklus eingestellt und in regelmäßigen Zeitabständen erfolgt dann jeweils für 30 Sekunden die Abreinigung. Dann ist der Kühler wieder frei und die Kühlung des Fahrzeugs arbeitet normal weiter. Natürlich kann die Abreinigung bei Bedarf auch manuell initiiert werden.

recovery: Muss der Cleanfix nachgerüstet werden, oder kann man ihn gleich standardmäßig mit der Umschlagmaschine bestellen?

Steffen Hägele: Das kommt darauf an. Einige OEMs bieten es als Option an, aber in den meisten Fällen ist es eine Nachrüstung. Der vorhandene Ventilator wird dann gegen einen Cleanfix beim Fachhändler ausgetauscht. Aber wir beliefern auch Hersteller serienmäßig, z.B. Fendt in Marktoberndorf, Case New Holland, CAT, Mercedes Benz.

recovery: Herr Korn, hat es sich gelohnt, eine neue Technik einzusetzen?

Alexander Korn: Der Mut, ein neues Produkt einzubauen und auch die Entwicklung mit zu begleiten, hat sich gelohnt. Bei richtiger Wartung, laufen die Ventilatoren einwandfrei. Wir sparen Zeit und Kraftstoff ein, d.h. die Umschlagmaschinen können effektiver arbeiten. Inzwischen sind bei uns 6 Umschlagmaschinen, 2 CAT-Radlader und ein Bobcat mit dem Cleanfix ausgerüstet.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke!

cleanfix.org

korn-recycling.de

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