Kompetenzzentrum

Innovative Sortieranlage geht in Betrieb

Tomra Sorting Recycling mit Sitz in Mülheim-Kärlich entwickelt und baut sensorgestützte Sortieranlagen für Abfall- und Metallrecycling. Das Unternehmen hat nun seine leistungsfähige Nah-Infrarot Spektroskopie (NIR) Technologie auch im Bereich der Bioabfall Sortierung erfolgreich eingesetzt.

Die Menge an Bioabfällen hat sich in den letzten 25 Jahren nahezu verfünffacht. Das Biomasse-Kompetenzzentrum der ZAK – Zentrale Abfallwirtschaft in Kaiserslautern verwertet jährlich rund 60 000 t Bioabfälle und gewinnt daraus Strom, Fernwärme und Qualitätskompost. Das Problem: Durchschnittlich enthalten Bioabfälle rund 3,5 % Fremdstoffe wie beispielsweise Glas, Plastik oder Metalle. Deutlich zu viel, wie die Länderabfallgemeinschaft Abfall (LAGA) jüngst monierte. Zudem werden auch die Regeln für die Kompostgewinnung zusehends strenger.  

Um mit den gestiegenen Anforderungen Schritt zu halten, hat die ZAK jetzt rund 1,8 Mio. € in eine sensorgestützte Sortiertechnologie von Tomra Sorting (Mülheim-Kärlich) investiert. In einem zweistufigen Reinigungsprozess kombiniert die innovative Sortieranlage Sensoren für Nahinfrarot (NIR), elektromagnetische Metallerkennung (EM) und Röntgentransmission (XRT) miteinander, um die verunreinigte Biomasse bzw. verunreinigten Kompost von Kunststoffen, Metall oder Glas sowie Keramik, Stein und Porzellan zu befreien. Dies ermöglicht eine noch effizientere Verwertung von Bioabfällen und gleichzeitig die Einhaltung von gesetzlich vorgegebenen Richtwerten. Die offizielle Einweihung der innovativen Sortieranlage der ZAK fand am 22. September 2017 im Beisein von zahlreichen Gästen – darunter Vertreter der Landesregierung und Verwaltung sowie Fachkollegen – statt.

ZAK-Vorstand Jan Deubig verwies in seiner Begrüßungsrede einführenden Ansprache auf eine zunehmende „Mülltrennungs-Verdrossenheit“ in der Bevölkerung, dabei sei die Sammlung von Bioabfällen sowohl wirtschaftlich, als auch ökologisch überaus sinnvoll. In keinem anderen Bereich könnten regionale Stoffkreisläufe besser geschlossen werden, so Deubig. Es sei festzustellen, dass der Fremdstoff-Anteil neben dem Gebührensystem auch sehr stark abhängig sei von der Siedlungsstruktur und der Jahreszeit. „Trotz der neuen Sortieranlage bei der ZAK werden die Bürgerinnen und Bürger nicht aus der Pflicht entlassen, Bioabfälle gewissenhaft zu sammeln.“ Die Getrennterfassung sei sinnvoll und dringend notwendig, so der ZAK-Vorstand. Neben dem nachhaltigen Klima- und Ressourcenschutz kommt ein weiterer positiver Aspekt hinzu: Die Steigerung der Bioabfallsammelmengen und damit einhergehende Reduktion des Restabfalls bewirkt eine Kosteneinsparung und kommt somit wiederum dem Gebührenzahler zugute. Trotz aller Technik weiß auch Deubig: „Keiner sortiert besser als der private Haushalt.“

Auch Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, warb für ein Umdenken: „Bioabfälle sind wertvolle Rohstoffe. Die ZAK zeigt vorbildlich, dass sich die getrennte Erfassung von Bioabfällen in mehrfacher Hinsicht lohnt: So wird mit kluger Technik aus Bioabfall zum einen Biogas und damit Strom und Wärme gewonnen und aus dem was übrig bleibt noch wertvoller Kompost gemacht.“ Die neue innovative Sortieranlage und auch die Umweltbildung des Zentrums helfen, so Dr. Thomas Griese, Verunreinigung von Bioabfall zu vermeiden, den Rohstoff optimal zu nutzen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Damit würden Umwelt, Klima, Kommunen und Gebührenzahler gleichermaßen entlastet. „Erfreulich ist, dass statistisch gesehen in Rheinland-Pfalz mit rund 160 kg pro Einwohner der höchste Wert an gesammelten Bioabfällen in ganz Deutschland erzielt wird.“

Als einen „ersten Schritt“ in die sogenannte „Fremdstoffentfrachtung“ bezeichnete Dr. Michael Kern, Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts für Abfall, Umwelt und Energie die Investition in die neue Sortiertechnik. Auch er appellierte an die Mitarbeit aller Beteiligten – „sowohl vor als auch nach der Tonne“. Ganz zu Beginn stehe die Abfallvermeidung, doch immer noch wirft jeder Bundesbürger im Schnitt 80 kg Lebensmittel im Jahr einfach weg. Dass zwei Drittel davon im Restmüll und nicht im Biomüll landet, erklärt in Ansätzen das Dilemma.

László Székely, Entwicklungsingenieur bei Tomra Sorting, erläuterte schließlich die Funktionsweise der beiden optischen Sortiersysteme Autosort und X-Tract. Die Bioabfälle werden auf einem Förderband des Autosort durch die Sensoren des Nahinfrarot-Spektrometers (NIR) sowie elektromagnetische Sensoren (EM) erkannt. Entdeckt die Sensorik abzuweisende Partikel aus Kunststoff und Metall, werden einzelne Ventile positionsgenau geöffnet und das Material mit Hilfe von Druckluft abgetrennt. Das sortierte Material wird entsprechend in zwei Fraktionen getrennt. Ähnlich verhält es sich bei der Breitband-Röntgenstrahlung des X-Tract, die durch eine elektrische Röntgenquelle generiert wird. Die Strahlung durchdringt das zu sortierende Material und trifft in abgeschwächter Form auf die Röntgenkamera. Erkennt die Sensorik abzuweisende Fremdstoffe – wie Glas, Keramik, Stein oder Porzellan – werden auch diese mit Hilfe von Druckluft entfernt.

Und was passiert mit den „Fremdstoffen“, nachdem sie aus dem Bioabfall entfernt wurden? Metalle können vermarktet werden, Störstoffe werden in einem Müllheizkraftwerk verbrannt und die groben biogenen Fremdstoffe im eigenen Biomasse-Heizkraftwerk verwertet. Es kommt eben auch beim Abfall immer darauf an, was man daraus macht.

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