Interview Bühlmann Recycling AG

Die Redaktion der recovery hatte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Hansueli Bühlmann über die Philosophie, die hinter seinem Erfolg steht und über die neueste Anschaffung – den Terminator 3400 ec.

recovery: Ein erstaunlicher Weg von einem Bauernhof in den 1970er Jahre zu einem Recyclingunternehmen mit sechs Standorten und fast 200 Mitarbeitern. Wie schafft man diesen steilen Aufstieg?

Hansueli Bühlmann: Wenn Sie 6 Tage die Woche 16 Stunden arbeiten, werden Sie weiterkommen, als wenn Sie einen 7 bis 8 Stundentag haben. Sobald Sie Ihr Herzblut in etwas stecken, wird sich der Erfolg automatisch einstellen. Die ersten Hallen habe ich mit meinem Vater noch komplett selbst gebaut – nur mit Hilfe eines alten Baggers. 

Ich habe mir schon früh überlegt, dass es gut wäre, Materialien hochwertig aufzubereiten, um möglichst reine Fraktionen am Ende des Prozesses zu erhalten. Und ich habe früh angefangen, aus den Stoffen, die andere Leute damals noch als wertlosen Müll betrachtet haben und froh waren, es los zu werden, Wertschöpfung zu betreiben. Damals waren die Unterschiede im Preis zwischen einfachem Schrott und gut sortierten Metallen ganz erheblich – bis zu 250 Franken. Und wer sich die Mühe gemacht hat, ist eben zu Geld gekommen. Das hat mich fasziniert.

Und dann habe ich auch ein paar wirklich gute Tipps von Freunden und Kollegen bekommen, wie der Markt funktioniert, wo man gute Qualitäten kaufen kann – das war auch sehr wichtig für mich.

recovery: Haben Sie einen Leitfaden oder eine Philosophie für Ihr stetig wachsendes Unternehmen entwickelt?

Hansueli Bühlmann: Die Philosophie kam natürlich erst mit der Zeit und mit der Erfahrung. Ich will Wertschöpfung betreiben bis in die Tiefe, ich will Arbeitsplätze für unsere Region schaffen, ich will das Material aus der Region haben, so dass ich die Transportkosten gering halten kann, auch der Gedanke der Nachhaltigkeit spielt da eine Rolle. Ich will die Aufbereitung der Materialien hier am Ort und ab hier auch an den Weiterverarbeiter liefern. Und meine Philosophie ist auch, möglichst einen hohen Anteil unseres aufbereiteten Materials hier in der Schweiz zu verkaufen, soweit es preislich irgendwie möglich ist. Wenn es nicht funktioniert, gehen wir auch nach Europa und dann erst nach Übersee. Wir sehen uns hier als regionales Unternehmen.

recovery: Was haben Sie anderen Recyclern voraus, was macht Ihren Erfolg aus?

Hansueli Bühlmann: Wir sind nicht der größte Recycler in der Schweiz, aber was wir anderen ganz sicher voraushaben, ist die Wertschöpfung. Das wiederum gelingt uns nur, weil wir die Anlagen zur Aufbereitung in der Breite haben – damit können wir den Abfall so aufbereiten, dass man es gleich wieder weiterverarbeiten kann. Das hat so kein anderer in der Schweiz.

Das Abfall-Volumen ist gewachsen, aber für mich war die Wertschöpfung und nicht die Masse wichtig. Die Großen gehen nur nach der Masse, nicht aber nach der Wertschöpfung.

recovery: Sie erwähnen Ihren breit aufgestellten Maschinenpark, um Materialien gezielt trennen und sortieren zu können. Wie treffen Sie die Entscheidung für eine Neuanschaffung?

Hansueli Bühlmann: Ich analysiere den Markt. Bis die Entscheidung fällt, können auch ein paar Jahre vergehen. Ich gehe zu Referenzanlagen, schaue mir an, was dort wie aufbereitet wird und überlege dann, wie das in unser Materialspektrum passen könnte. Und ich muss bei großen Investitionen, was die meisten Anschaffungen ja sind, Vertrauen in das Unternehmen haben.

recovery: Ihre neueste Anschaffung ist ein Terminator 3400 ec – warum gerade dieser Zerkleinerer?

Hansueli Bühlmann: Der Terminator hat bei uns ja schon eine lange Geschichte, insgesamt haben wir 7 Terminatoren gekauft, davon sind heute drei an unterschiedlichen Standorten im Einsatz. Je nach Weiterentwicklung und Anwendungsbereich haben wir die alten Maschinen zurückgegeben und neue gekauft. Auch da spielte der persönliche Kontakt eine große Rolle. Peter Grepper von der Getag Entsorgungs-Technik AG hatte mich 2002 eingeladen, mir die Maschine anzuschauen, ist mit mir zu Referenzanlagen gefahren. Dabei habe ich geschaut, welche Materialien wir haben und welche dort aufbereitet werden. Anfangs war ich noch nicht so überzeugt, wir hatten ja auch eine Schrottschere und ich sah den Bedarf noch nicht. Aber dann veränderten sich die Abfallströme, die wir bekamen, und der Terminator wurde immer weiter verbessert. Da fiel bei mir die Entscheidung, 2003 den ersten Terminator zu kaufen. Damals fingen wir auch an, die Materialströme zu trennen und gezielt Maschinen für spezielle Aufbereitungsaufgaben zu kaufen. 

Über die Zeit haben wir dann insgesamt 7 Terminatoren gekauft. Unter anderem einen Terminator XF zur Vorzerkleinerung von Haushaltselektroaltgeräten, z.B. für Kondensatoren, damit diese nur vom Außengehäuse befreit werden und die Spule noch als Ganzes erhalten bleibt und separat weiterverarbeitet werden kann. Ich hatte auch mit als erster die Idee, den Terminator zur Aufbereitung von Elektroschrott einzusetzen, das hat sich sehr bewährt. Heute haben wir dafür einen Schredder mit wesentlich größerem Durchsatz, aber wenn man mit der Aufbereitung von Elektroschrott starten will, ist das eine günstige und gute Lösung.

Derzeit setzen wir unsere drei Terminatoren zur Vorzerkleinerung von Kunststoffen, Gummi, Elektrokabel, Sperrmüll, Bahnschwellen ein, bevor das Material dann entweder in die Sortierung und die weitere Zerkleinerung oder direkt in die Zerkleinerung geht.

recovery: Warum sind Sie dem Terminator so lange treu geblieben?

Hansueli Bühlmann: Der Vorteil dieser Anlage besteht darin, dass man sowohl reißen als auch schneiden kann, je nachdem wie weit der Spalt am Schneidwerkzeug eingestellt wird. Durch hydrau-lische Verstellmöglichkeiten lässt sich der Spalt per Knopfdruck auf die gewünschte Größe einstellen. Dadurch ist er universell einsetzbar und neigt nicht zur Staubentwicklung. 

Je nach Material können verschiedene Typen Terminatoren eingesetzt werden von Typ U - XF, um das Material grob, fein oder extrafein zerkleinern zu können. Durch die mobile Ausführung kommt der Terminator dort zum Einsatz, wo er gerade benötigt wird. Wir achten darauf, dass wir jedes Gerät polyvalent – also für unterschiedliche Materialien einsetzen können.

recovery: Sie bereiten auch Holz auf – ein ganz anderes stoffliches Umfeld…

Hansueli Bühlmann: Ja, anfangs habe ich auch dieses Material noch nicht so weit aufbereitet. Heute produzieren wir die Holzschnitzel in einer Qualität, dass sie direkt in die Spanplattenindustrie oder auch ins Zementwerk geliefert werden können. Auch dafür brauchen wir natürlich die entsprechenden Maschinen. Wenn wir eine konstant hohe Qualität liefern können, dann ist auch der Absatz garantiert. Dafür benötigt man natürlich die richtigen Anlagen. Wir nutzen zwei Universalzerkleinerer der Marke Crambo 5200 ec direct von Komptech. Sie sind für die Zerkleinerung von Grünschnitt und Holz konzipiert. Durch zwei langsamlaufende und gegenläufige Zerkleinerungswalzen wird das Holz auf die gewünschte Größe zerkleinert, ohne größere Mengen an Feinanteil oder Staub zu produzieren.

 

recovery: Mit der großen Breite an aufbereitetem Material ist die Bühlmann Recycling AG ein erfolgreiches Unternehmen – wie schauen Sie in die Zukunft?

Hansueli Bühlmann: Wir haben jetzt rund 170 Mitarbeiter und 6 Standorte – so hatte ich es nicht von Anfang an geplant – man muss einfach mit der Zeit gehen, die Veränderungen im Markt wahr-nehmen. Wenn man da nicht mitgeht und sich weiter-entwickelt, Neues ausprobiert, kann man am Markt auch nicht bestehen.

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